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Knall auf Fall - die Achillessehne (OSTEOPATHIE 6-2020)



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Der Drei-Punkte-Wurf der gegnerischen Basketballmannschaft misslingt und sofort steigen Mitspieler und Gegner hoch zum Rebound. Sekundenbruchteile später landet der ballführende Verteidiger auf dem Hallenboden. Aber statt des erwarteten Spurts zum Gegenangriff hört man einen peitschenähnlichen Knall und der Mitspieler stürzt mit vor Erstaunen aufgerissenen Augen zu Boden.
 
Wer den Riss einer Achillessehne schon einmal miterlebt hat, wird das so schnell nicht vergessen. Selbst in einigen Metern Entfernung ist dieses markante Geräusch deutlich zu hören, denn die Achillessehne ist die stärkste Sehne im Körper des Menschen.
 
Doch es muss nicht immer zu dieser ultimativen Folge kommen. Häufig kündigen sich Achillessehnenprobleme lange vor einem Riss an und es gibt diverse Warnsignale und noch mehr Therapiemöglichkeiten, um den Riss zu vermeiden.

Anatomie und Funktion

Die Achillessehne setzt hinten mittig am Fersenbein an, läuft circa 15 bis 20 cm am hinteren Unterschenkel entlang Richtung Wadenmuskulatur und strahlt in diese ein. Sie überträgt die Kraft von der Wade auf den Fuß, ermöglicht das Beugen des Fußes Richtung Boden (Plantarflexion), das Abdrücken des Fußes in den Zehenstand, das Gehen und Springen und hilft bei der Drehung des Fußes nach innen über das untere Sprunggelenk (Supination). Als Polster zwischen Sehne und Knochen dient ein Schleimbeutel im hinteren Fersenbereich.

Symptome und Ursachen

Je nach Körpergewicht und Belastung wirken starke Kräfte auf die Achillessehne. Bewegungsmangel generell, fehlende Dehnung nach sportlicher Betätigung (insbesondere nach Hallensport, Tennis, Kraftsport, Bergwandern oder Radfahren), Training trotz chronischer Schmerzen, aber auch das Tragen hoher Schuhe können zu einer Verkürzung und Überlastung führen. Brennen, Schwellungen, Entzündungen und fersennahe Schmerzen (Achillodynie) weisen auf eine zunehmende Erkrankung hin. Auch eine ungünstige Stoffwechselsituation durch ungesunde Ernährung kann eine Ablagerung von Fetten und Kristallen begünstigen und ähnliche Symptome bewirken. Fehlstellungen der Fußgelenke und -knochen und die Qualität der Fußgewölbe sowie die Funktionalität von Knie und Hüfte können ebenfalls Auslöser für Achillessehnenprobleme sein. Es gibt aber auch angeborene ungünstige Knochenformen der Ferse, die zu chronischer Reizung des Schleimbeutels führen können (z.B. Haglund-Deformität, Fersensporn). Mögliche Knochenerkrankungen oder degenerative Veränderungen (z.B. Osteomalazie, Metastasen) müssen ebenfalls in Betracht gezogen werden.


Diagnose

Zur Diagnose einer Entzündung der Achillessehne führt üblicherweise, nach einem ausführlichen Anamnesegespräch, das Betrachten und Abtasten der schmerzenden Region, eine Funktionsprüfung von Fuß, Unterschenkel, Knie, Hüfte und Becken sowie - insbesondere bei Verdacht einer Achillessehnenruptur (Riss) - ein bildgebendes Verfahren (z.B. Ultraschall, Röntgen, MRT oder Kernspintomographie).
 
Die Reizung der Achillessehne sollte ernst genommen und behandelt werden, denn es besteht die Gefahr einer chronischen Entzündung, die zu einer weiteren Minderversorgung der Region führen und einen Riss wahrscheinlicher machen kann.


Behandlungsmöglichkeiten

Bei Schmerzen der Achillessehnenregion werden neben manueller Therapie das Legen von Salbenverbänden, Tapes oder die Behandlung mit Stoßwellen empfohlen. Auch zu Injektionen mit Entzündungshemmern oder Kortison, mit den nicht immer unproblematischen Nebenwirkungen, wird geraten. Bei Knochenverformungen werden teilweise spezielle orthopädische Schuhe mit Absatzerhöhung angeboten, wobei diese kurzfristige Entlastung bringen, langfristig jedoch die Verkürzung der Muskeln und Sehnen eher verstärken.
 
Am Ende steht möglicherweise eine Operation, bei der entweder der entzündliche Teil des Schleimbeutels oder der störende Teil des Knochens entfernt wird oder aber - nach einer Achillessehnenruptur - eine plastische Überbrückung mit künstlichem oder körpereigenem Sehnengewebe geschaffen wird. Schon bei Verdacht einer Ruptur ist eine unmittelbare ärztliche Untersuchung dringend erforderlich, denn der Wadenmuskel kann sich nach einem Riss schnell zurückziehen, was die Chance einer erfolgreichen Operation verringert.
 
Nach dem Grundsatz: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ sollten insbesondere die letztgenannten Therapiemöglichkeiten durch möglichst frühzeitige Intervention vermieden werden.

Osteopathische Zusammenhänge

Wie schon häufig beschrieben, beschränkt sich die Osteopathie nicht nur auf den Bereich der Symptomatik, sondern schließt auch weiter entfernte Bereiche in die Untersuchung ein. Gerade weil die Achillessehne von Natur aus schlecht versorgt ist, sollte jede weitere Behinderung der Flüsse im Körper vermieden werden.

Eine Engstelle der Transportwege für Blut, Lymphe und Nervenreize zwischen Körperrumpf und unteren Extremitäten stellen der Leistenbereich, das Becken und der Beckenboden dar. Fasziale Verklebungen, muskuläre Spannungen oder geschwollene Gewebsbereiche müssen durch spezielle Techniken gelöst werden, um die Voraussetzungen für den freien Austausch von Flüssigkeiten und Nervenreizen zu gewährleisten.

Teilweise reichen schon vorbereitende Behandlungen in diesen Bereichen aus, um die Selbstheilung des Körpers anzuregen.

Fehlstellungen, Schwellungen und muskolofasziale Spannungen in Hüfte und Knie können die Transportbahnen zum Unterschenkel blockieren. Die gegebenenfalls notwendige Korrektur der Fußknochen und des Fußgewölbes kann die Statik verbessern.
 
In Hinblick auf neurologische Ursachen spielen auch die Lendenwirbelsäule (LWS) sowie das Kreuzbein inklusive der umliegenden Strukturen eine wesentliche Rolle. Immerhin wandern die Nervenreize aus dem Rückenmark über den Nervenplexus der LWS in den Ischiasnerv und von dort über die Kniekehle zum Unterschenkel und regeln dort die Spannungen von Geweben und Gefäßen.
 
Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, können spezielle osteopathische Techniken direkt an der Achillessehnenregion ergänzend ein Abschwellen und eine Verbesserung der Durchblutung gewährleisten. Und falls eine Operation unumgänglich sein sollte, kann eine osteopathische Vor- und Nachsorge den Heilungsverlauf positiv beeinflussen.

 
Hilfe zur Selbsthilfe

Testen Sie die Beweglichkeit Ihrer Füße im Seitenvergleich. Legen Sie ein oder zwei Bücher auf den Boden, stellen Sie sich mit dem Vorfuß auf die Bücher und testen Sie, ob beide Fersen ohne Schmerzen den Boden berühren. Sie können diese Übung auch an einer Treppenstufe durchführen, sofern Sie nur geringe Schmerzen haben und eine Möglichkeit zum Abstützen vorhanden ist. Versuchen Sie in die Hocke zu gehen, ohne die Fersen anzuheben.
 
Fördern Sie die Durchblutung, indem Sie die Unterschenkel-Faszien ausstreichen oder die Region rechts und links der Achillessehne mit den Daumen seitlich dehnen.
 
Denken Sie daran: Muskelaufbau verkürzt den Muskel. Gleichen Sie diese Verkürzung aus durch regelmäßiges Dehnen nach sportlicher Aktivität.
 
Sollten Sie nicht innerhalb weniger Tage eine Besserung erzielen, lassen Sie sich fachgerecht untersuchen, bevor sich chronische Beschwerden einstellen oder gar die Gefahr einer Ruptur entsteht. Fachkundige osteopathische Therapeuten helfen Ihnen gern: www.hpo-osteopathie.de/therapeutenliste

Fragen & Antworten zur Osteopathie

Frage: Regina K. aus Buxtehude fragt: "Hat Osteopathie eigentlich auch Nebenwirkungen? Und kann es sein, dass ich nach der letzten osteopathischen Behandlung mehr Beschwerden als vorher hatte?

Antwort: "Liebe Regina, ja, Osteopathie kann Nebenwirkungen haben und eine Erstverschlimmerung der Beschwerden kann auftreten.

Grundsätzlich möchten wir in der Osteopathie, dass sich etwas in Ihrem Körper verändert. Nach dem Grundsatz “Leben ist Bewegung” fördert eine osteopathische Behandlung Gesundheit und Vitalität, indem sie Beweglichkeit wiederherstellt. Blockaden werden durch Mobilisationen, Manipulationen oder fasziale Korrekturen gelöst.

Das kann sich nach der Behandlung erstmal etwas ungemütlich anfühlen. Der Körper benötigt Zeit und auch Ruhe, um zu einem neuen Gleichgewicht zu finden und die Veränderung vollständig zu integrieren.

Patienten berichten manchmal über Beschwerdezunahme am Tag nach der Behandlung oder leichten Muskelkater. Beides sollte aber nicht zu stark sein und im Lauf der nächsten Tage wieder vollständig verschwinden. Ist das nicht der Fall, sprechen Sie die Beschwerden bitte bei Ihrem nächsten Behandlungstermin konkret an."

Haben auch Sie Fragen zur Osteopathie? Dann schreiben Sie uns an: newsletter@hpo-osteopathie.de




Berufsvereinigung für heilkundlich praktizierte Osteopathie, hpO.