"Es ist wichtig, Versicherten die notwendige Sicherheit zu geben"

Ein Interview mit Klaus Jürgen Weber, Geschäftsführer der praenatura Zusatzversicherung.

Herr Weber, Sie sind Geschäftsführer der praenatura, einer Zusatzversicherung für ergänzende Heil- und Vorsorgemethoden. Was bieten Sie als Zusatzversicherung an und wer kann Ihre Tarife in Anspruch nehmen?

Praenatura ist ein kleiner Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Der Verein hat die Aufgabe, seinen Mitgliedern zusätzliche Leistungen zu den Leistungen der VIACTIV Krankenkasse (gesetzliche Krankenversicherung) anzubieten. In unserem Tarif NaturPlus bezuschussen wir über 50 alternative Therapiemethoden und über 20 Vorsorgeuntersuchungen.
 
Voraussetzung für eine Mitgliedschaft bei praenatura im Tarif NaturPlus ist die Mitgliedschaft in der VIACTIV Krankenkasse. Die VIACTIV hat sich als Deutschlands sportliche Krankenkasse etabliert. Sie ist mit über 70 Servicecentern bundesweit aufgestellt.
 
Zu den Leistungen, die Sie mit 75 Prozent der Kosten unterstützen, zählt auch die Osteopathie. Unter welchen Voraussetzungen übernehmen Sie Dreiviertel der Kosten?
Wir erstatten gemäß dem dafür maßgeblichen Leistungskatalog maximal 75% der Kosten ambulanter Heilbehandlungen durch einen Arzt oder einen Heilpraktiker bis höchstens zum 2,3-fachen Betrag des jeweils einschlägigen Gebührentatbestands der GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte). Die Voraussetzung bei allen Leistungen durch einen Arzt oder Heilpraktiker ist die Ausstellung einer Rechnung entweder beim Arzt nach der GOÄ bzw. beim Heilpraktiker nach der GebüH (Gebührenverzeichnis der Heilpraktiker). Dieser Grundsatz gilt bei uns auch für die Osteopathie.
 
Warum bestehen Sie darauf, dass der Leistungserbringer für Osteopathie Arzt oder Heilpraktiker sein muss?
Diese Voraussetzung ist Teil unserer Tarifbestimmungen und wurde so auch spätestens mit dem Urteil des OLG Düsseldorf vom 01.10.2015 bestätigt.
 
Wie stellen Sie sicher, dass ein solcher Heilpraktiker oder Arzt auch über eine qualifizierte osteopathische Weiterbildung verfügt?
Derzeit können wir das nicht für jeden Heilpraktiker sicherstellen. Daher begrüßen wir das öffentliche Therapeutenverzeichnis der hpO und bedienen uns auch dieser Liste.
 
Akzeptieren Sie auch sektorale Heilpraktiker als Leistungserbringer für Osteopathie?
Osteopathie als Heilkunde darf seit dem Urteil vom 01.10.2015 des OLG Düsseldorf nur von Heilpraktikern und Ärzten ausgeübt werden. Dies wird von uns seit dem Urteil so stringent umgesetzt. Daher bezuschussen wir keine erbrachten Osteopathie-Leistungen von sektoralen Heilpraktikern.
 
Wie bewerten Sie, dass alle gesetzlichen Krankenkassen, die Osteopathie als Satzungsleistung anbieten, Physiotherapeuten mit osteopathischer Weiterbildung als Leistungserbringer für Osteopathie akzeptieren und es sogar Kassen gibt, die den Heilpraktiker als Leistungserbringer für Osteopathie ausschließen?
Es ist schade, dass in diesem Fall nicht alle Versicherungen, egal ob privat oder gesetzlich, am gleichen rechtlich einwandfreien Strang ziehen. Somit wird das Urteil des OLG Düsseldorf häufig missachtet. In meinen Augen verliert die Heilkunst der Osteopathie dadurch an Wertigkeit und Klarheit gegenüber den Patienten.
 
Sind Sie auch bei anderen komplementären Heilverfahren so konsequent wie bei der Osteopathie?
Zumindest bei unseren anderen bezuschussungsfähigen Leistungen achten wir auch darauf, dass sie von einem Arzt oder Heilpraktiker erbracht werden. Sollte dies nicht der Fall sein, gewähren wir unseren Versicherten auch hier leider keinen Zuschuss.
 
Sehen Sie sich mit dieser Einstellung mehr als Einzelkämpfer oder als Vorreiter unter den Zusatzversicherungen?
Ich möchte nicht über andere Versicherungen im Umgang mit ihren Versicherten urteilen und sehe uns daher weder als Einzelkämpfer oder als Vorreiter.
 
Uns ist es aber wichtig, sich rechtlich einwandfrei zu verhalten, um den Versicherten im Feld der Naturheilverfahren die notwendige Sicherheit zu geben. Aus unserer Erfahrung wird diese Vorgehensweise auch innerhalb der Heilpraktikerfachschaft sehr begrüßt.
 
Herr Weber, vielen Dank für das Interview!