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Das Eigentor

[10.08.2018]

Die Ärztezeitung brachte es auf dem Punkt: „Bloß nicht in ein Boot mit den Physios!“ Unter dieser sehr prägnanten Überschrift berichtet die Zeitung über die Forderung von BVO und VOD nach einem eigenen Berufsgesetz. Die Forderung ist nicht neu, die Argumentation dahinter schon.
 
Denn im Juni ist die halbjährliche sog. Fachkräfteengpassanalyse“ der Bundesagentur für Arbeit erschienen und diese bescheinigt einen Mangel „in der Berufsgruppe der nicht ärztlichen Therapie und Heilkunde (...) bei Physiotherapeutinnen und -therapeuten sowie in der Sprachtherapie.“ Und weiter: „Im Vergleich zur Situation von vor einem Jahr hat sich die Engpasssituation deutlich angespannt.“  
 
Soweit, so schlecht. Was aber hat das mit Osteopathie zu tun? Laut BVO und VOD eine Menge, denn „aufgrund der Situation der Physiotherapie sehe man sich auch in der Forderung nach einer berufsgesetzlichen Regelung der Osteopathie bestätigt.“
 
Zusammenhang klar – nicht ganz? Keine Sorge, die beiden Verbände gehen in ihrer Argumentation einen großen Schritt weiter und der verwundert dann wirklich:
„Weder gibt es die Physiotherapeuten in der ausreichenden Anzahl, noch sollte man die dringend notwendige Verbesserung der Personalsituation in der Physiotherapie dadurch gefährden, dass ausgebildete Physiotherapeuten stattdessen als Osteopathen arbeiten wollen und somit als Physiotherapeuten mit ihren Kernkompetenzen in der täglichen ambulanten oder stationären Versorgung verloren gehen. Das wäre ein Eigentor.“
 
Im Klartext: „Liebe Physiotherapeuten, auch wenn ihr es wollt, arbeitet bitte nicht als Osteopathen, denn damit gefährdet ihr die ambulante und stationäre Versorgung in der Physiotherapie.“
 
Wow, das sitzt!
  • Vor allem bei den Osteopathieschülern, die zu über 90 Prozent Physiotherapeuten sind und aus Überzeugung oder aus wirtschaftlichen Erwägungen oder beidem viel Geld und Zeit investieren, um Osteopathie zu erlernen.
     
  • Das sitzt bei den Osteopathieschulen, die diese Schüler über Jahre mit viel Engagement weiterbilden.

  • Und das sitzt natürlich auch bei den zahlreichen Mitgliedern beider Verbände, die als Physiotherapeuten Osteopathie praktizieren, von ihren Verbänden an Patienten weitervermittelt werden, aber (noch) keine Heilpraktikererlaubnis besitzen. 

Um beim Bild zu bleiben, dass BVO und VOD verwendet haben: Das ist ein Eigentor, aber nicht bei den Physiotherapeuten, sondern auf der eigenen Seite.



Berufsvereinigung für heilkundlich praktizierte Osteopathie, hpO.