Europa und weltweit

In Europa wird die Ausübung der Osteopathie in sechs Ländern staatlich geregelt: Finnland, Frankreich, Großbritannien, Island, Malta und Schweiz.

Finnland
Der Begriff Osteopath ist seit 1994 durch ein Dekret für Gesundheitsberufe geschützt. Osteopathen müssen in einem Zentralregister für Gesundheitsberufe eingetragen sein, ihre Ausbildung beträgt mindestens vier bis viereinhalb Jahre. Osteopathen können Patienten im Primärkontakt behandeln. Ein Erstattung der Kosten erfolgt aber nur bei ärztlich verordneter Behandlung von Kreuzschmerzen.
Finnland zählt ca. 300 Osteopathen, auf 100.000 Einwohner kommen ca. 5,7 Osteopathen (Zahlen aus 2013).

Frankreich
Die Ausübung der Osteopathie ist seit 2002 als eigener Beruf anerkannt, der Begriff Osteopath seit 2007 per Dekret gesetzlich geschützt. Die Ausbildung zum Osteopathen umfasst mindestens drei Jahre oder 2600 Stunden. Eine anschließende kontinuierliche Fortbildung soll Pflicht werden. Die osteopathische Behandlung unterliegt gewissen Restriktionen, für die Behandlung von Kindern unter sechs Monaten sowie der Behandlung der Halswirbelsäule bedarf es einer ärztlichen Unbedenklichkeitsbescheinigung. Es gibt keine nationale Aufsichtbehörde für Osteopathen, die sich stattdessen bei ihrem lokalen Gesundheitsamt registrieren lassen müssen.
Frankreich zählt ca. 17.500 Osteopathen und 1.600 osteopathische Ärzte, auf 100.000 Bewohner kommen ca. 28,9 Osteopathen bzw. osteopathische Ärzte (Zahlen aus 2012).    

Großbritannien  
Seit 1993 wird die Ausübung der Osteopathie durch den „Osteopaths Act“ gesetzlich geregelt. Der Begriff Osteopath ist damit gesetzlich geschützt, Osteopathen arbeiten im Primärkontakt und müssen im General Osteopathic Council (GOsC) registriert sein. Der GOsC regelt u.a. die kontinuierliche Fortbildung und muss seine eigenen Arbeitsrichtlinien für Osteopathen regelmäßig überprüfen.
Großbritannien zählt über 4200 Osteopathen und eine geringe, unbekannte Zahl an osteopathisch arbeitenden Ärzten, auf 100.000 Bewohner kommen ca. 6,6 Osteopathen (Zahlen aus 2013). 

Italien
In 2018 ist in Italien ein Gesetz (Gesetz "Lorenzin") verabschiedet worden, wonach Chiropraktiker und Osteopathen eigenständige Berufe werden sollen. Bislang wurden die dazugehörenden Dekrete aber noch nicht veröffentlicht, sodass sich der Osteopath gegenwärtig noch auf dem Weg der Anerkennung als eigenständiger Beruf befindet.   

Island
Seit 2005 ist die Osteopathie in Island staatlich geregelt. Der Begriff Osteopath ist gesetzlich geschützt, Osteopathen müssen beim Gesundheitsministerium registriert sein, die Ausübung setzt einen akademischen Titel voraus (mind. Bachelor of Science). Da die eigentlich notwendige ärztliche Verordnung oft ausbleibt, gibt es Forderungen, diese Vorgabe zu ändern.
Island zählt 120 Osteopathen, auf 100.000 Einwohner kommen ca. 2,5 Osteopathen (Zahlen aus 2013).     

Malta
Auf der Mittelmeerinsel reglementiert ein Rat für komplementärmedizinische Berufe auch die Ausübung der Osteopathie.
Malta zählt drei Osteopathen für ca. 420.000 Einwohner (zahlen aus 2016).

Schweiz
Anfang 2007 hat die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und –direktoren (GDK) ein Regelung für die interkantonale Prüfung von Osteopathen sowie entsprechende Prüfungsrichtlinien erlassen. Fast alle Kantone stellen die Ausübung der Osteopathie unter Bewilligungspflicht und erteilen eine Bewilligung nur dann, wenn das interkantonale Diplom der GDK vorliegt. Osteopathen mit interkantonalem Diplom müssen sich im Register des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) eintragen lassen.
Die Schweiz zählt ca. 1.000 Osteopathen und 40 osteopathische Ärzte, auf 100.000 Bewohner kommen ca. 12 Osteopathen bzw. osteopathische Ärzte.

Außerhalb Europas ist die Osteopathie in Australien, Kanada, Neuseeland und den USA staatlich geregelt.
 
Australien
Zu den seit Juli 2010 gesetzlich geregelten Gesundheitsberufen in Australien zählt auch der Osteopath. Osteopathen arbeiten im Primärkontakt, sie müssen beim Osteopathy Board of Australia (OBA) registriert sein, sich kontinuierlich fortbilden und beruflich versichert sein. Osteopathen, die in Australien registriert sind, können auch in Neuseeland arbeiten und umgekehrt.
Australien zahlt 1.725 Osteopathen, auf 100.000 Bewohner kommen 7,8 Osteopathen (Zahlen aus 2012).

Kanada
Die Ausübung der Osteopathie wird in Kanada nicht einheitlich geregelt, sondern hängt von den einzelnen Provinzen und Territorien ab. Osteopathische Ärzte, die ihre Ausbildung an einem anerkannten College in den USA gemacht haben, können landesweit heilkundlich arbeiten.
Kanada zählt ca. 1.500 Osteopathen und 20 osteopathische Ärzte, auf 100.000 Bewohner kommen ca. 2,4 Osteopathen bzw. osteopathische Ärzte (Zahlen aus 2013).

Neuseeland
Seit 2003 regelt ein eigenes Gesetz (Health Practioners Competence Assurance Act) die Ausübung von 16 unterschiedlichen Gesundheitsberufen, zu denen auch der Osteopath zählt.
Neuseeland zählt ca. 400 Osteopathen, auf 100.000 Bewohner kommen ca. 9,2 Osteopathen.

USA
Im Ursprungsland der Osteopathie ist deren Ausübung in allen 50 Staaten geregelt. Osteopathie wird wie klassische Medizin an eigenen Osteopathie-Colleges studiert und umfasst die ganz Bandbreite der Medizin, inklusive der Chirurgie und dem Verschreiben von Medikamenten. Die in Europa für die Osteopathie typische Diagnose und Behandlung mit den Händen steht hierbei nicht im Vordergrund. Osteopathische Ärzte (DO = Doctor of osteopathic medicine) benötigen die Zulassung des jeweiligen staatlichen Lizenzierungsbehörde.
Die USA zählen ca. 82.500 osteopathische Ärzte, auf 100.000 Bewohner kommen ca. 24,6 osteopathische Ärzte (Zahlen aus 2012).

Quellen:

  •  Status Report on Osteopathy Stage 1, Osteopathic International Alliance, 2012
  • Osteopathy and Osteopathic Medicine. A global View of Practice, Patients, Education and the Contribution to Healthcare Delivery, Osteopathic International Alliance, 2013
  • Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und –direktoren (www.gdk-cds.ch/index.php?id=553), Sept. 2014